Zwischennutzung und Transformation Aktienmühle Basel

Bauherrschaft: Stiftung Habitat

Architektur: Rüdisühli Ibach Architekten BSA SIA AG

Da steht seit über hundert Jahren ein gigantischer Mühlenbau. Er lag seit über einer Dekade ausser Betrieb und schlummerte bis zur Zwischennutzung im Jahr 2010 in einem Dornröschenschlaf. Der bewohnte Teil des Klybeckquartiers ist von Basels Industriegürtel abgetrennt. Die Aktienmühle bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen der Industriewelt und dem Wohnquartier.

Die technische Funktion der Industriebauten in der Gründerzeit wurde oft lieber in eine nobilitierende Verkleidung verpackt. Es finden sich Anklänge und Anspielungen an Typen und Formen der Repräsentationsarchitektur. Dieses Phänomen ist bei der Neobarock anmutenden Aktienmühle einzigartig für Basel.
Die architektonische Qualität liegt bei diesem Bau primär in seiner äusseren Massigkeit und seiner physischen Präsenz. Das Innere des Gebäudes wurde rein funktionell durch die Produktionsbedingungen geprägt.
Im Studienauftrag wird aufgezeigt, wie mit der Transformation diesem verwunschenen Industriedenkmal seine leise Monumentalität auf eine würdevolle Art zurückzugeben werden kann. Der „Mühlenpalast“ wird zum „Palais Artisanal“.
Dementsprechend werden alle funktionalistischen „Fremdkörper“ und Ergänzungen aus der Mühlezeit rückgebaut: die nachträglich ein- und angebauten Silos, anbetonierte Vordächer, Vorrichtungen für den Getreide- und Mehlumschlag etc. Insbesondere das Betonsilo im Osten wirkt als dominanter Fremdkörper. Durch dessen Rückbau wird eine einheitliche und klare Erscheinung des gesamten Komplexes ermöglicht. Die Mühleneinrichtungen im Gebäudeinnern wurden ja bereits entfernt.
Die primären Gebäudeteile werden dadurch neu interpretiert und in ihrer Morphologie gestärkt.
Aus dem Silo wird ein belichtetes Werkstattgebäude, aus dem Maschinen- /Kesselhaus eine Kantine und aus den Mühlenböden werden Werkstätten, Ateliers und Büros. Der transformierte Silotrakt erinnert in seiner neuen Erscheinung an ein Manufakturgebäude aus der Gründerzeit. Die Gliederung mit Lisenen, Simsen und Risaliten wird beibehalten, die Proportionen bleiben dabei vollständig erhalten. Der umgebaute Gebäudeteil wird somit mit dem Bestand zu einem neuen Ganzen verschmolzen.

Das Gebäudeinnere wird den gesetzlichen und zeitgemässen Anforderungen an Energie, Brandschutz, Arbeitssicherheit, Haustechnik angepasst und wird dementsprechend eine grössere Eingriffstiefe erfahren, während beim Äusseren ein Erhalt und eine Stärkung der ursprünglichen Gestaltung und Erscheinung im Vordergrund steht.

Das Konzept basiert auf einer klaren und einfachen Grundrisstypologie:
Zwei Treppenhäuser mit Lift erschliessen das gesamte Gebäude. Sie bilden das Versorgungs- und Erschliessungsrückgrat und führen vom Unter- bis ins Dachgeschoss.
Das Hauptgebäude wird pro Geschoss in drei Hauptnutzflächen gegliedert.
Mit flexiblen Raumgrössen vom 15m2 Einzelbüro bis zum 350m2 Werkstatt- oder Openspace-Raum kann ein breites Mieterspektrum abgedeckt werden.

Es ist sinnvoll, dabei gleichartige Typologien pro Stockwerksabschnitt anzuwenden.
Die Direkterschliessung aus den Treppenhäusern ergibt grössere Mieteinheiten. Für kleinere Einheiten ist ein zweibündiger Mittelkorridor sinnvoll.
Büro- und stillere Gewerbebetriebe können in einem Mix untergebracht werden.
Lärmintensivere Nutzungen können im Silotrakt (neue Stahlbetondecken = einfacherer Schallschutz, höhere Nutzlasten) eingebaut werden.